Endgültiger Abschied {Despedida definitiva} |
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Verlassener Raum {Espacio abandonado} |
{medidas} Bildmaß: 28cm x 25cm (1981)
{en propiedad privada} in Privatbesitz
auch zu sehen in Dr. Ebo Rau's Märchen-Kalendarium von 2012
"Karl-Lottchen und Charlotte", Der Weg der Seele
(Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e.V.)
vorgestellt im
Oktober 2011 in der Ausstellung des Amberger Hospizvereins im großen Casino-Saal im Theater in D-92224 Amberg
Inspiriert durch dieses Bild ein Märchen
verfasst von Anu Maarit Stoor:
Die Pfauenprinzessin:
Tief im Nordsüden lebten einst ein König und eine Königin in
einem prächtigen Schloss, das hoch oben auf einem Felsen thronte. Die
beiden hatten nur ein einziges Kind, das war eine Tochter. Und als sie heranwuchs,
da sah jedermann, dass sie wunderschön war, so rein schimmerte ihre
schneeweiße Haut, so sehr glänzten ihre apfelroten Lippen, so tief und
wissend strahlten ihre großen, dunklen Augen.
"Wie schön sie ist!" riefen die Kammerzofen am Morgen, wenn sie aufstand.
"Wie schön sie ist!", riefen die Berater des Königs, wenn sie den
Thronsaal betrat. Solange sie noch ein Kind gewesen war, hatte sie das Gerede
der Leute einfach überhört, aber jetzt begann sie schüchtern zu
erröten, wenn über ihre Schönheit gesprochen wurde. Und als sie
schließlich das vierzehnte Lebensjahr erreicht hatte, verwandte sie viele
Stunden des Tages darauf, ihr Spiegelbild zu betrachten und sich Gedanken
über ihr Aussehen zu machen. Selbst für ihren täglichen Spaziergang
im Schlossgarten legte sie ihr zartestes weißes Seidenkleid an, trug den
prachtvollen magnolienfarbenen Umhang mit der Fransenschleppe und setzte sogar
ihr kleines goldglänzendes Krönchen auf den Kopf. "Wie schön sie
ist!", riefen die Gärtnerjungen, und die Prinzessin errötete nicht mehr,
sondern lachte aufreizend und ließ ihre langen, dunklen Augenwimpern spielen.
Die Eltern sahen vom Thronsaalfenster aus in den Schlossgarten und beobachteten
das kokette Spiel mit Missfallen. "Diese Eitelkeit!", rief der König.
"Hätten wir doch lieber gleich einen Pfau zur Tochter!", und kaum hatte
er die Worte ausgesprochen, da ertönte vor dem Fenster ein lautes Donnern
und Brausen. Vor den Augen des erschrockenen Königspaares tat sich unter
dem Schlossfelsen eine tiefe Schlucht auf, in der dunkles Wasser emporstieg.
Jenseits des Wassers ragten die Reste des Schlossgartens als kleine Insel empor,
aber die Prinzessin war verschwunden. An ihrer Stelle saß dort ein Pfau
mit einem prächtigen Federkleid aus weißen und magnolienfarbenen Federn
und mit einer kleinen goldglänzenden Krone auf dem Kopf. Aus seinen
wunderschönen lang bewimperten Augen schaute er sehr traurig drein. Ein
grauweißer Nebel begann in dichten Schwaden die Schlucht zu füllen und
raubte in wenigen Momenten den Eltern die Sicht auf ihre verwunschene Tochter.
Die Eltern brachen in Tränen aus und wollten alle Berater und Weisen des
Königreichs in den Thronsaal rufen lassen, um Rat zu suchen, wie die Tochter
von der Verwünschung erlöst werden könne. Aber sie konnten den
Blick nicht vom Fenster und von dem Fleck wenden, an dem ihre Tochter verschwunden
war, auch wenn nichts zu sehen war als dichter Nebel. Und sie konnten sich nicht
bewegen und nicht sprechen und niemanden fragen, nur weinen. Und als sie den ganzen
Tag und die halbe Nacht geweint hatten, schliefen sie vor Erschöpfung ein.
In dieser Nacht träumten König und Königin denselben Traum. Es erschien
ihnen Melikor, der Zauberer. Er war einer ihrer Berater, und er war böse, aber
das wussten sie nicht. "Verwunschen ist verwunschen!" ließ Melikor
seine Stimme hören, die klang so kalt, dass der Traum im Kopf des Königs
zu eisgrauem Nebel gefror. "Aber ich sage Euch auch, wie Eure Tochter
erlöst werden kann. Wenn Ihr aus dem Fenster schaut, dürft Ihr Euren
Blick niemals hinüber zur Pfaueninsel wenden. Nur wenn Ihr dieses Gebot sieben
Jahre lang befolgt, dann wird Eure Tochter erlöst werden." Und die Eltern
gelobten zu tun, was Melikor verlangte.
In derselben Nacht erschien Melikor auch
der verwunschenen Prinzessin im Traum. Als sie merkte, dass sie verlassen und
ihrer menschlichen Gestalt beraubt worden war, hatte sie sich müde geweint
und war schließlich erschöpft eingeschlafen. "Verwunschen ist
verwunschen!" ertönte Melikors Stimme, und die war so schneidend, dass
der Traum im Kopf der Prinzessin in tausend Fetzen ging. "Aber ich sage Dir,
wie Du erlöst werden kannst. Niemals darfst Du Deinen Blick zum Schloss Deiner
Eltern hinüberwenden. Nur wenn Du dieses Gebot sieben Jahre lang befolgst,
wirst Du erlöst werden!" Und die Prinzessin versprach zu tun, was der
böse Zauberer verlangte.
In Wirklichkeit hatte Melikor nur auf eine Gelegenheit gewartet, der
Königsfamilie zu schaden. Er wollte den Thron rauben, und er wusste, dass
die Kraft der Liebe seinen bösen Zauber sofort brechen würde, wenn
Eltern und Tochter sich in die Augen sähen.
Von nun an saßen die
Eltern jeden Tag am Fenster des Thronsaals, tauchten ihre Gedanken in den
trüben Nebel, ließen ihre Augen im tiefen dunklen Wasser versinken
und weinten bittere Tränen. Aber sie trauten sich nicht, ihren Blick zur
Insel hinüberzuwenden und zu schauen, ob ihre Tochter noch dort saß.
Die Pfauenprinzessin saß jeden Tag am Ufer ihrer Insel und weinte
herzzerreißend. Und um ja der Versuchung zu widerstehen, zum Schloss der
Eltern hinüberzusehen, drehte sie ihren Kopf nach hinten, so weit sie konnte,
und schaute rückwärts, sodass die Tränen ihr Rückengefieder
netzten und an der prächtigen Pfauenschleppe herabliefen.
Am siebten Tag
jedoch hörte die Pfauenprinzessin eine Stimme. "Ich bin die Nebelfee,
ängstige dich nicht! Du kannst mich sehen, ich bin hier oben in der
weißen Wolke. Ich weiß, wie Du erlöst werden kannst."
Doch die Prinzessin wandte sich nicht um und sprach: "Du bist Melikor
und willst mich nur in Versuchung führen, dass ich meinen Blick wende.
Gehe hinfort! Ich werde das Gebot nicht brechen, denn wenn sieben Jahre um
sind, will ich meine geliebten Eltern wiedersehen!"
Und es vergingen
sieben weitere Tage, da hörte die Pfauenprinzessin dieselbe Stimme,
dieses Mal direkt von vorne über dem Wasser. Und wieder sagte die Stimme,
sie sei die Nebelfee. "Du kannst mich sehen, ich bin hier vorne in einer
weißen Nebelschwade. Wenn Du erlöst werden willst, musst Du nur in
den Wasserspiegel schauen!" Doch die Pfauenprinzessin widerstand abermals
der Versuchung, ihren Kopf nach vorne zu wenden und rief zornig: "Das
Schauen in den Spiegel hat mir und meinen Eltern nichts als Unglück gebracht.
Du bist Melikor! Ich glaube Dir nicht, und ich werde das Gebot nicht brechen!"
Als abermals sieben Tage vergangen waren, hörte die Pfauenprinzessin erneut
die Stimme. Dieses Mal kam sie von hinten, aus der Richtung, in die die Prinzessin
schon so lange ihren Kopf gewendet hatte. "Du kannst mich sehen, ich bin
direkt hinter Dir. Wenn Du erlöst werden willst, dann wende Deinen Kopf und
blicke in den Wasserspiegel. Du wirst das Gebot damit nicht brechen!" sprach
die Stimme, und sie war so hell und so zart, dass die Prinzessin ihre verweinten
Augen öffnen musste. Da erblickte sie direkt hinter sich einen hohen Baum aus
lichtweiß schimmerndem Nebel. Der strahlte so hell und war so bezaubernd
schön, und die Kraft des Lichtbaums drang direkt in ihr Herz. Da wusste die
Prinzessin, dass die Stimme nicht gelogen hatte und dass es wirklich die gute
Nebelfee war, die zu ihr sprach.
Da wandte die Prinzessin endlich ihren Kopf und
blickte in den dunklen Wasserspiegel. Und nicht ihr eigenes Antlitz spiegelte
sich darin, sondern sie sah das Schloss und das Fenster des Thronsaals und darin
die Gesichter ihrer geliebten Eltern, die ebenfalls hinab ins Wasser schauten.
Und im selben Moment tropfte eine schwere Träne vom Fenster ins Wasser hinab.
Als die Prinzessin sah, dass ihre Eltern um sie weinten, da konnte sie nicht
länger an sich halten und wandte ihren Kopf direkt zum Fenster des Thronsaals,
und in diesem Augenblick lichtete sich aller Nebel und das dunkle Wasser und die
tiefe Schlucht verschwanden. Und dieses Wunder bemerkten auch die Eltern, und
auch sie konnten nicht länger widerstehen und schauten zur Pfaueninsel
hinüber und sahen ihre Tochter, die dort saß und weinte - dieses
Mal vor Glück. Und als die Blicke von Eltern und Tochter sich trafen, da
gewann die Prinzessin ihre menschliche Gestalt zurück.
Und es wurde ein
Wiedersehensfest gefeiert, das war so freudig und rauschend, das dauerte drei
Wochen. Der böse Melikor war seiner Macht beraubt und wurde für immer
verbannt aus dem Königreich. Und die Prinzessin hat noch viele Male in den
Spiegel geschaut. Aber sie hat in den Spiegeln nicht mehr nur sich selbst gesehen,
sondern immer auch die Menschen, die sie am meisten liebte.
(Anu Maarit Stoor, 14.2.2005)
eMail: anu.anu@web.de
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