Artikel aus dem Rieser Feuilleton vom 23. April 2012

Klemz: Ausstellung SIE Nördlingen 2012
In der aktuellen Kunstausstellung "SIE" zeigen elf Künstlerinnen in der Alten Schranne bis 1. Mai "weibliche" Positionen in der Kunst. Von links: Nicola Klemz, Anna Maria Moll, Beate Hiemer, Ute Sternbacher-Bohe, Christine Hubel, Nathalie Schnider-Lang, Beatrix Eitel, Marianne Ranftl, Helga Hegendörfer, Gabi Bauer, Brigitte Wilhelm.   (Foto: Heike Jahnz)

Elf weibliche Blicke

Ausstellung "SIE" in der Alten Schranne zu sehen. Mehr als feminin, hübsch und dekorativ. (von Heike Jahnz)

Nördlingen - Elf Künstlerinnen zeigen in der Alten Schranne in Nördlingen Malerei, Grafik, Papierschnitt, Keramik, Objekte, Schmuck und Plastik. "SIE" heißt diese von Ute Sternbacher-Bohe initiierte Ausstellung, eine Veranstaltung der Rieser Kulturtage, mit Unterstützung der Stadt Nördlingen. Sie ist bis einschließlich 1. Mai zu sehen.

Elf Künstlerinnen, elf weibliche Blicke auf die Welt: Gabi Bauer, Beatrix Eitel, Helga Hegendörfer, Beate Hiemer, Christine Hubel, Nicola Klemz, Anna Maria Moll, Marianne Ranftl, Nathalie Schnider-Lang, Ute Sternbacher-Bohe und Brigitte Wilhelm träumen und lachen in Bildern und Grafiken, ringend häkelnd oder schlagend mit Material, Gesellschaft, Klischees oder schweifen in ferne Länder.

Aber was macht männliche Kunst eigentlich anderes? "Es gibt strickende Künstler und kettensägende Künstlerinnen", sagte dazu bei der Ausstellungseröffnung Dr. Sabine Heilig. Aktuelle Kunstwerke weiblicher Produzenten seien heute nicht mehr automatisch von denen der männlichen Kollegen zu unterscheiden. Dennoch gebe es Unterschiede: Nur eins von drei Kunstwerken, die von den Bundesländern aufgekauft würden, seien von einer Frau geschaffen und "männliche" Kunst koste durchschnittlich zehn Prozent mehr.

Endgültig vorbei seien jedoch die Zeiten, in denen Kunst von Frauen bloß feminin, hübsch und dekorativ sei, was nicht zuletzt diese Ausstellung zeige. Eigenständig sei die Kunst von Frauen heute und so sei auch der rote Faden aller in der Schranne gezeigten Kunstwerke die "Verselbstständigung". "Zu sehen ist eine mit Können und Selbstbewusstsein vorgetragene intellektuelle Kunst, die auch getragen wird vom Teamgedanken". Es sei erfreulich, dass hier am Rande großer Kunstzentren ein solches Potential weiblicher Kunstpositionen gezeigt werden könne.

So stellen in Nicola Klemz und Helga Hegendörfer zwei Vertreterinnen der Malerei aus: Der einen geht es um Gefühle, der anderen um die skurrile Situation, beide "formulieren gegenständlich und narrativ". Papierschnitte präsentiert Anna Maria Moll, und nimmt dabei die Berichterstattung über die Frauenfußballweltmeisterschaft aufs Korn. Popcorn im Stil der Pop Art: Marianne Ranftls Näharbeiten stilisieren mit bewusst plakativer Geste Alltägliches. Nathalie Schnider-Langs Ton-Skulpturen bezeichnete Heilig als "modellierte Bildwerke".

Keine unbedingt weibliche Tätigkeit ist die Steinbildhauerei, der sich Brigitte Wilhelm verschrieben hat; die freien Objekte aus gehäkeltem Silberdraht von Beate Hiemer trotzen der massiven Schwere dieses Metalls. Christine Hubel zeigt aquarellierte Bleistiftzeichnungen, "die sie vor Jahren dazu gebracht haben, sich als Künstlerin neu zu entdecken", sagte Sabine Heilig.

"Frauenarbeit" ist der Titel der siebenteiligen Skulpturengruppe von Ute Sternbacher-Bohe. Themen wie Ausgeliefertsein, Vergänglichkeit und Fremdbestimmung motivieren die Konzeptkunst von Gabi Bauer. Irritierend sind die Objekte aus Teebeutelpapier von Beatrix Eitel, die wie mumifizierte Tierkörper an der Wand hängen.

Im Namen der Rieser Kulturtage dankte Theo Knoll allen Beteiligten. Die Frauengesanggruppe "DonnaCanta" gestaltete die Vernissage musikalisch.

(Heike Jahnz, 23. April 2012)