Artikel aus: Augsburger Allgemeine Zeitung vom 1.7.2010 (Lokalnachrichten Neuburg)

Blicke in die Tiefe der Seele

von Barbara Würmseher

Klemz2  Nicola Klemz und ihr Lebensgefährte rl bestücken die Ausstellung auch mit Marionetten. Die Künstlerin nennt sie "meine Kinder, die endlich auch einmal ins Museum dürfen".

(Neuburg) - Wer als Betrachter vor Nicola Klemz' Bildern steht, findet sich in Szenen wieder, die an eigene Träume erinnern: diffuse Räume, unwirkliche Ereignisse, mysteriöse Stimmungen, Personen jenseits der Wirklichkeit. "Traumbilder" nennt sich denn auch die Exposition, zu der die Donauwörther Künstlerin jetzt ins Stadtmuseum einlädt. Am kommenden Samstag, 11 Uhr, findet die Vernissage statt. Am Sonntag, ebenfalls um 11 Uhr, führt Nicola Klemz selbst mit Erläuterungen durch die beiden Ausstellungsräume im Erdgeschoss des Weveldhauses.
Nicola Klemz orientiert sich in ihrer Malerei grundsätzlich an seelischen Vorgängen, nicht an sichtbaren Zuständen. Die Tiefe menschlicher Gefühle mit all ihrer Vielschichtigkeit fasziniert sie: Beziehungen, Liebe, Sehnsucht, Einsamkeit, Aggression, Nähe und Distanz.

Nicht von ungefähr bewegt sich die 57-Jährige dabei im surrealen Fach. Inhaltliche Aussage und Technik finden so stimmig zueinander. "Ich hab immer schon Fantasiebilder gemalt", schildert sie, "schon als Kind hat mich der Surrealismus begeistert." Beim Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg sah sie sich ob dieser Vorliebe oft in einer Außenseiterrolle. Andere Stilrichtungen galten als wichtig und richtig. Doch Nicola Klemz ließ sich nicht beirren: "Ich bin meinem Stil treu geblieben, weil ich diese Ausdrucksform brauche." Auch ihre Maltechnik ist eher unüblich: Sie trägt Ölfarben auf Leinwand in transparenten Schichten übereinander auf. "Ich orientiere mich an der spätmittelalterlichen Schichtmalerei, die unter anderem von den Brüdern Eyck entwickelt worden ist."

Wie auch ihre Gemälde also vielschichtig sind, hat die Wahl-Donauwörtherin auch zu Neuburg eine vielschichtige Beziehung. Einmal als Kunstkonsumentin und Besucherin von Ausstellungen - "Neuburg begeistert mich, weil es so viel Schönes zu sehen gibt" - und jetzt auch als Kunstschaffende: "Es war ein lang gehegter Traum von mir, hier ausstellen zu dürfen, und der geht nun in Erfüllung."
Eher kurios sind hingegen ihre Verbindungen in die Ottheinrichstadt aus der Zeit ihrer Ahnen: "Irgendwann hat es in meiner Familie mal einen Ritter aus dem Geschlecht Lechsgemünd-Graisbach gegeben, der hier im Neuburger Raum sein Unwesen getrieben haben soll", erzählt die Künstlerin schmunzelnd. Wenn Nicola Klemz nun Schönes nach Neuburg bringt, ist dies also gewissermaßen eine posthume Form der Wiedergutmachung.
Die Ausstellung dauert bis zum 19. September und ist geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr.
(Barbara Würmseher, 30.6.2010)