Artikel aus: Augsburger Allgemeine Zeitung vom 6.7.2010 (Kultur regional Neuburg)

Vertrautes wirkt verfremdet - Fremdes scheint ganz nah

Vernissage im Stadtmuseum

Nicola Klemz beschäftigt sich in ihrer Malerei mit menschlichen Existenzfragen
von Elke Böcker

Klemz1  Nicola Klemz vor ihren Bildern, die in geheimnisvolle Welten entführen.
Foto: Elke Böcker.

(Neuburg) - Surreale Landschaften, geheimnisvolle Figuren, irritierende Collagen: Verwunschene, nicht auf den ersten Blick zu entschlüsselnde Traumsequenzen lassen sich derzeit und bis zum 19. September im Erdgeschoss des Neuburger Stadtmuseums erkunden. Es sind - um mit Nicola Klemz, der Künstlerin, zu sprechen - "Seelenlandschaften".

Die ehemalige Kunsterzieherin führte anlässlich der Ausstellungseröffnung in Technik und Entstehungsprozesse ihrer eigenwilligen, sich erfreulicherweise jenseits aller Moden befindlichen Werke ein. Nicola Klemz erklärt, sie beschäftige sich in ihrer Arbeit mit allgemein menschlichen Existenzfragen, die für den Betrachter ihrer Bilder lesbar sein sollten. Dabei entstehen auf einem zufällig kreierten Hintergrund - die Künstlerin arbeitet unter anderem wie die Surrealisten mit Décalcomanie - symbolistische und surrealistische Bilder. Der Betrachter erkennt Bekanntes in neuer Kombination, Vertrautes wird verfremdet, Fremdes scheint ganz nah.

Die farbintensiven, aquarellartigen Ölbilder - sie erinnern zum Teil an spätmittelalterliche Tafelbilder - sind zu unterschiedlichen Themengruppen zusammengefasst. Geheimnisvolle Gemälde beschäftigen sich mit Erotik und Verführung, zeigen Landschaften als Metaphern für Seelenzustände, verdeutlichen mit fiktiven Portraits bestimmte Charaktere und greifen in symbolistischen Arbeiten allgemeine Lebenswege auf.

Nicola Klemz' Bilder scheinen aus Träumen oder Märchenbüchern zu stammen, ihre Betrachter können sich in eine fremde und doch vertraute jenseitige Welt versenken, die Titel wie "Erinnerungen an eine ferne Kindheit" oder "Manet's Freunde warten auf bessere Zeiten" tragen. Trotzdem neben Liebe und Nähe auch dunklere Themen wie Einsamkeit oder Aggressivität aufgegriffen werden, sind Klemz' Bilder voller Wärme und Tiefe.

Die Künstlerin orientiert sich an der unter anderem von den niederländischen Gebrüdern van Eyck entwickelten Schichtmalerei, verwendet also Ölfarben mit einer Harz-Leinöl-Tinktur verdünnt und erreicht damit eine ganz besondere Leuchtkraft und Tiefe.

Die Öffnungszeiten des Stadtmuseums: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr.
(Elke Böcker, 5.7.2010)